Fasten für Körper, Geist und Seele

Das Was und Warum des Fastens

Der Alltag rauscht nur so an einem vorbei. Und oft fühlt sich das sogar gut an, denn wenn wir viel zu tun haben, ist es leicht, sich der Illusion von Kontrolle und Produktivität hinzugeben. Dabei merken wir gar nicht, dass in uns ein ganz anderer Rhythmus gelebt werden möchte.  Im Rauschen des Alltags geht die Achtsamkeit und der Blick auf den Seitenrand unseres geschäftigen Tages verloren. Doch unser Körper bietet uns eine der einfachsten Möglichkeiten unseren Rhythmus und unsere Achtsamkeit wieder zu entdecken. Fasten kann einen gelungenen Einstieg zu mehr Achtsamkeit für dich und deinen Körper sein.

Welche positiven Effekte Fasten haben kann

Zunächst stellt sich die Frage, was ist Fasten eigentlich?

Gemäß der Definition der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung stellt Fasten einen zeitlich begrenzten Verzicht auf Nahrung und Genussmittel mit anschließendem stufenweisem Kostaufbau, reichlicher Flüssigkeitszufuhr, regelmäßiger Darmentleerung und ausreichend Ruhe und Bewegung dar.

Fasten ist also nicht mit Hungern, der einen unfreiwilligen Verzicht auf Nahrung, und oft von Leid, Opfern und Katastrophen begleitet, gleichzusetzen.

Durch Fasten können wir die Erfahrung gewinnen, aus den körpereigenen Nahrungsdepots heraus satt und versorgt zu sein.

Für die, die noch nie gefastet und diese Erfahrung daher noch nicht gemacht haben, mag sich das komisch anhören.

Fasten gehört zu den Erfahrungserkenntnissen, die sich rational nur bedingt vermitteln lassen. Doch wer sich auf die Fasten-Erfahrung einlässt, kann noch viel mehr profitieren.

Viele Fastende berichten von folgenden positiven Effekte, die sie beim Fasten wahrgenommen haben:

  • Linderung von Schmerzen (durch ausgelöste anti-entzündliche Prozesse)
  • Einstieg in eine positive Lebensstiländerung
  • Zeitweise Abstinenz von Genussmitteln entlastet den Körper
  • Seelische „Schlacken“ können wahrgenommen und verarbeitet werden
  • Entlastung des Magen-Darmtraktes (weniger Blähungen, flacherer Bauch, Gefühl von Leichtigkeit)
  • bessere Laune
  • Gewichtsabnahme
  • Fett- und Zuckerstoffwechsel verbessern sich
  • Verjüngungsgefühl
  • Meditative Aspekte, inneres Gefühl von Leichtigkeit, Gelassenheit und Ruhe
  • Anregung von Kreativität und geistiger Leistung

Formen des Fastens

Grundsätzlich können zwei Formen unterschieden werden.

Das Fasten für Gesunde. Das Fasten für Gesunde ist ein Modell der eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung, und stellt einen kurzeitigen Nahrungsverzicht (5-7 Tage) dar.

Wenn du also gesund bist und etwas für dein Wohlbefinden tun möchtest, spricht eigentlich nichts gegen eine kleine Fastenzeit. Wenn du dir unsicher bist, ist ein Gespräch mit deinem Arzt immer empfehlenswert.

Das therapeutische Fasten. Das therapeutische Fasten erfolgt unter Anleitung von Ärzten und Therapeuten bei einer entsprechenden Indikation. Oder anders ausgedrückt, wegen eines medizinischen Grundes. Es gibt unterschiedliche Fasten-Kuren für diese Form, die häufig auch deutlich länger als das Fasten für Gesunde dauert.

Nicht fasten sollten Schwangere und Stillende sowie Menschen mit schweren Vorerkrankungen, deutlichem Untergewicht bzw. Mangelsituationen und während akuten Erkrankungen.

Was passiert beim Fasten im Körper

Beim Fasten stellt der Körper auf die „innere Ernährung“ um, er bedient sich also an den körpereigenen Energiespeichern.

Oft sorgen sich vor allem Sportler um einen Muskelabbau und die ausbleibende Eiweißzufuhr während des Fastens. Diese Sorge ist in den allermeisten Fällen auf Grund des kurzen Fastenzeitraumes unbegründet.

Der Verzicht auf einen zusätzlichen Proteinkonsum während des Fastens wird von manchen sogar als therapeutische „Antigenpause“ bezeichnet und kann zur Entzündungsverminderung beitragen.

Als Energieträger in der inneren Ernährung können in unterschiedlicher zeitlicher Entwicklung Kohlenhydrate, Amino- und Fettsäuren herangezogen werden.

Für das Fasten eines gesunden Menschen können folgende Phasen unterschieden werden.

Frühphase

Etwas 12 Stunden nach dem letzten Essen stellt sich der Stoffwechsel auf innere Energieträger um. Da du keine Glucose mehr zu dir nimmst, sinkt dein Insulinspiegel ab. Dein Glukagon- und Wachstumshormonspiegel steigt an.

Mehr als 24 Stunden nach dem letzten Essen

Nach etwa 24 Stunden sind die Glykogenspeicher weitgehend aufgebraucht. Ab dem ca. zweiten Tag deines Fastens funktioniert dein Stoffwechsel mit einem Gemisch aus Fett und neugebildeter Glukose (aus Protein).

 

Je mehr Fett dein Körper verbrennt, um so weniger wir vom Hungerhormon Ghrelin produziert. Das merkst du auch daran, dass dein Hunger ab etwa dem zweiten Fastentag deutlich abnimmt. Viele Fastende berichten ab dem dritten Tag von einem neuen Energiegefühl.

Aufbauphase nach dem Fasten

Diese Phase hat je nach Dauer deines Fastens und der Fastenart eine unterschiedlich hohe Bedeutung.

Doch auch nach einem kurzfristigen Fasten von fünf bis sieben Tagen solltest du diese Phase nicht komplett überspringen.

Nach dem überwiegenden Nahrungsverzicht beginnst du in der Aufbauphase mit leichter, bekömmlicher Kost wieder zu essen.

Diese Phase dauert je nach vorheriger Fastenlänger zwischen 2 Tagen bis hin zu mehreren Wochen.

Wie du Fasten + Achtsamkeit verbinden kannst

Idealerweise beginnst du deine gewünschte Fastendauer (wir gehen hier von 5-7 Tagen aus) mit 1-3 Entlastungstagen.

Entlastungstage habe das Ziel, deinen Körper auf das Fasten vorzubereiten und eignen sich sehr gut, um bereits jetzt achtsam zu sein, was du deinem Körper zuführst.

Folgende Fragen können eine Anregung für einen achtsamen Umgang mit deinem Körper in diesem Zeitraum (und darüber hinaus) sein:

  • Hat sich dein Hungergefühl geändert?
  • Wie fühlt sich dein Körper nach dem ersten Entlastungstag, dem ersten, dritten, fünften Fastentag an?
  • Vermisst du ein bestimmtes Nahrungsmittel?
  • Hast du unterbewusste „Ernährungsrituale“ z.B. vorm Schlafen gehen einen Tee zu trinken, Schokolade in der Mittagspause oder ähnliches, was dir jetzt bewusst werden darf?
  • Gibt es stressige Situationen, in denen du gerne etwas essen würdest?
  • An welchen Stellen im Alltag begegnen dir Nahrungsangebote (Werbung, Snack-Automat, Geburtstagkuchen der Kollegen etc.)?

Ideen für nicht-körperlich-es Fasten

Fasten als zeitlich begrenzter, bewusster und freiwilliger Verzicht auf Nahrung kann viele positive Effekte auf Körper, Geist und Seele haben.

Doch nicht immer kann oder will man „körperlich“ fasten.

Bewusster Verzicht, auch auf nicht-körperlicher Ebene kann positive Effekte auf uns haben und und bietet uns die Chance, achtsamer mit uns und unserer Zeit zu werden.

Hier ein paar Beispiele zur Inspiration:

  • Einen Social Media freien Tag
  • Einen Tag lang nicht meckern / motzen / lästern
  • Einen Fernseh-/Netflix freien Abend in der Woche

Ein toller Nebeneffekt des Fastens ist eine tiefe innere Ruhe, von der viele Fastende berichten.

Bei dem bewussten Verzicht auf Nahrung schaffen wir einen inneren Raum, in dem wir mit unserem inneren Kompass in Kontakt treten können.

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