Selbstachtung

Die Würde vor dir selbst

Bist du dir selbst ein guter Freund? Ignorierst du regelmäßig deine mentalen und körperlichen Bedürfnisse, um es anderen recht zu machen oder fühlst du dich oft wie ein Loser? Dann fehlt es dir vermutlich an Selbstachtung, die jedoch enorm wichtig für ein glückliches und erfolgreiches Leben ist.

Sich selbst zu achten, zu akzeptieren und zu wertschätzen ist nichts, was uns wirklich beigebracht wird. Wenn wir Glück haben, hatten wir als Kinder eine Erziehung und Beziehungen, die unser Selbstwertgefühl stärkten und uns in unserer Selbstachtung unterstützten. Doch was, wenn es nicht so war oder uns unser Selbstrespekt auf dem Lebensweg verloren gegangen ist?

Was ist Selbstachtung?

Oft werden die Begriffe Selbstrespekt, Selbstsicherheit oder Selbstwert gleichbedeutend verwendet. In der offiziellen Definition heißt es, dass Selbstachtung „Achtung des Menschen vor seiner eigenen Persönlichkeit“ bzw. das „Gefühl für die eigene Würde“ ist.

Anders ausgedrückt heißt es, dass sich ein Mensch mit einem hohen Selbstwertgefühl selbst akzeptiert (auch die Schwächen), sich und seine Grenzen respektiert (mental, emotional, physisch) und einen inneren Kompass für seine Werte hat (Würde).

Reicht nicht auch Selbstvertrauen?

Beim Selbstvertrauen geht es darum, dass du Vertrauen in deine Fähigkeiten hast, um Dinge zu erledigen. So kannst du zwar voller Selbstvertrauen eine Rede vor großem Publikum halten oder sehr selbstbewusst im Berufsalltag auftreten und trotzdem wenig Selbstachtung haben. Das zeigt sich dann darin, dass wieder Ja zur Überstunde, statt zum geplanten Massagetermin sagst oder deinen Urlaub dem Chef zuliebe wieder einmal verschiebst, statt einfach „Nein“ zu sagen.

Dich selbst zu achten, geht also eine Ebene tiefer als bloßes Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein. Ein gutes Selbstbewusstsein lässt sich auch prima durch Körpersprache, Auftritt und ein bisschen schauspielern „vorspielen“. Dazu gibt es unzählige Coaches die Tipps und Tricks verraten und mindestens doppelt so viele Videos auf Youtube.

Eine echten Selbstwert kannst du nicht vorspielen, dafür sprechen deine Taten und Entscheidungen einfach zu laut und zu sichtbar.

Wie sieht mangelnde Selbstachtung aus?

Es gibt unterschiedliche Handlungen und Gewohnheiten, die deinen Selbstwert entweder drücke oder einen niedrigen Selbstwert zum Ausdruck bringen können.

1. Du lässt dich ausnutzen und wirst ausgenutzt

Wir Menschen spüren es intuitiv, ob sich jemand selbst achtet oder nicht. Und leider gibt es immer wieder Menschen, die das für sich zu nutzen wissen. Das sind dann die Kollegen, die ihre Arbeit auf dich abwälzen, denn mit dir kann man es ja machen.

Eng verbunden mit diesem Punkt ist auch der nächste.

2. Du setzt keine Grenzen

Oft verwechseln wir ein grenzenloses Wesen mit Offenheit und Hilfsbereitschaft. Denn um Grenzen zu setzen ist es nötig „Nein“ zu sagen, auch wenn der andere das nicht hören will. Damit du Grenzen setzen kannst, musst du natürlich wissen, was du bereit bist zu tolerieren und wann es Zeit ist, dass du für dich selbst einstehst.

3. Du sabotierst dich selbst

Das können zu viel Alkohol, zu wenig Schlaf, zu viel Fast Food und zu wenig Sport sein. Denn mit einer mangelnden Selbstachtung achtet du nicht auf deine Bedürfnisse, gehst über deine Grenzen hinweg und betäubst den Schmerz. Daher ist ein gutes Selbstwertgefühl auch sehr hilfreich für einen gesunden Lebensstil.

4. Du machst dich selbst klein

Kennst du diese Menschen, die schlecht über sich selbst reden und sich immer klein machen? Wirken diese Menschen auf dich, als würden sie sich selbst wertschätzen und respektieren?

Das Problem bei einem solchen Verhalten ist auch, dass es auf weniger freundliche Mitmenschen wie eine Erlaubnis wirken kann, dasselbe zu tun. Das ist natürlich nicht richtig, kann in der Team- und Gruppendynamik aber leider passieren.

5. Du nimmst alles persönlich

Kritik oder konstruktives Feedback hören wohl die wenigsten wirklich gern, doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Menschen mit Selbstachtung und solchen ohne. Für Menschen mit einem ausgeprägten Selbstwertgefühl stellt Kritik an sich keinen persönlichen Angriff dar. Sie stellen ihren eigenen Wert nicht auf Grund des Feedbacks eines Anderen in Frage oder machen sich selbst nieder.

Fehlen der Selbstrespekt und die Achtung vor sich selbst jedoch, kann jede Kritik wie ein Messerstich ins Herz sein und der Betroffene sieht sich selbst nur noch in einem negativen Licht.

Selbstachtung kann man lernen

Über die eigenen Grenzen hinweg zu gehen, das Gefühl zu haben, die eigene Meinung sei nichts wert und die ständige Bestätigung im Außen zu suchen sind erlernte Muster. Die Ursachen dazu können vielfältig sein und sind manchmal so gravierend, dass sich der Betroffene professionelle Hilfe suchen sollte.

Doch was man gelernt hat, kann man auch wieder verlernen oder besser gesagt um- und neulernen. Wie also kannst du deine Selbstachtung trainieren und wieder erwecken?

1. Erstelle eine Liste deiner positiven Eigenschaften - Selbstachtung bewusst werden

Das klingt so einfach, kann aber extrem schwer sein. Falls dir dieser Punkt schwerfällt, probiere es mal anders und tu so, als wärst du einer deiner Freunde und würdest dich einem Unbekannten beschreiben.

Welche Eigenschaften würde dein Freund an dir hervorheben. Was macht dich so einzigartig, dass man dich daran sofort erkennen würde?

2. Lerne zu akzeptieren - Selbstachtung aufbauen

Das Schöne an der Akzeptanz ist, dass du danach nicht zwingend etwas unternehmen musst. Etwas zu akzeptieren ist ein innerer Prozess, der dich frei von deinen Erwartungen macht und gerade deshalb die Realität sehen kann.

Es ist wie es ist. Das kannst du gut oder schlecht finden, doch zunächst erstmal ist es wie es ist.

Du willst einen Schritt weiter gehen? Dann darfst du nun bewerten. Willst du die Eigenschaft an dir, die du eben akzeptiert hast, ändern oder nicht? Wenn nicht, ist dein Job schon getan.

Wenn du jedoch etwas ändern willst, mach dir vorher bewusst, ob diese Änderung wirklich in deinem Machtbereich liegt. Möchtest du z.B. eine Gewohnheit ändern, dann liegt das in deinem Machtbereich. Wenn du jedoch sagst, dass du willst, das andere besser über dich denken, dann liegt das nur noch zum Teil in deinem Machtbereich. Du könntest dein Verhalten ändern, damit andere besser über dich denken könnten, aber ob sie es dann tun, ist nicht in deiner Kontrolle.

Zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die nicht deiner Kontrolle unterliegen, gehört auch zur Selbstachtung.

3. Brich deine Versprechen nicht - Selbstachtung schützen

Vielleicht kennst du den Spruch „Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen“. JA, aber wie sieht es mit den Versprechen dir gegenüber aus?

„Morgen mach ich Yoga“ oder „Heute gehe ich rechtzeitig ins Bett“ oder „Heute trinke ich nur ein Glas Wein“. Auch das sind Versprechen, von dir an dich, die es wert sind gehalten zu werden. Deine Selbstachtung kann unter dem ständigen Vertrauensbruch leiden, denn wenn du schon nicht mehr deine Versprechen dir selbst gegenüber achtest, warum sollten es dann andere tun?

Resilienz und Selbstachtung

Die Resilienz steht für die innere Widerstandskraft oder wird auch seelisches Immunsystem genannt und kann gezielt trainiert werden. Zu den Resilienzressourcen gehören auch die Zielorientierung und die Eigenverantwortung.

Gerade die Zielorientierung kann deine Selbstachtung stärken. Denn wenn wir uns Ziele setzen und erreichen, fühlen wir uns gut. Wir werden aktiv, wir halten ein Versprechen uns selbst gegenüber ein und nehmen uns selbstwirksam wahr.

Wenn du deine Selbstachtung stärken willst, setze dir mehr realistische Ziele und feiere dich für deine Erfolge.

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